Mehr als satt und sauber
Mahlzeiten
Eine gemütliche Atmosphäre ist uns beim Essen sehr wichtig: Die Tische sind schön gedeckt, oft mit kleinen Blumen, und wir benutzen Porzellangeschirr und Gläser.
Wir verstehen Essen als sinnliches Erlebnis, das auch als solches erfahren werden soll und darf. Und somit ist es ist für uns in Ordnung, wenn anfangs die Hände mithelfen müssen, weil es mit dem Besteck noch nicht immer klappen will.
Wir unterstützen die Kinder in ihrer Selbstständigkeit, indem wir ihnen ermöglichen, sobald sie es können, ihr Brot alleine zu schmieren, sich aufzutun, zu essen oder mitzuhelfen. Auch Kinder, die noch gefüttert werden, bekommen einen Löffel und dürfen selbst probieren, wie der Löffel gehalten werden muss, damit möglichst auch etwas im Mund landet.
Wir ermutigen die Kinder zum Probieren, aber sie müssen eine einmal abgelehnte Speise nicht immer wieder probieren. Wenn sie gar nicht probieren wollen, müssen sie das auch nicht. Die Kinder sollen lernen, ihr Sättigungsgefühl selbst einzuschätzen; deshalb hat der nichtleergegessene Teller keinerlei Konsequenzen.
Für uns alle sind die Mahlzeiten freudige Höhepunkte im Tagesverlauf. Besonders schön ist es zu beobachten, wie die Kinder aufeinander achten und sich gegenseitig helfen.
Beziehungsvolle Pflege
„Die Berührung ist das Fundament jeder Beziehung, der Beziehung zu anderen und zu sich selbst. Zu Beginn bin ich Berühren und Berührtwerden, Bewegung und Bewegtwerden, Gehört und Beantwortet werden.“
Daniel Stern
In der Wickelsituation entsteht ein intimer Raum zwischen den Kindern und uns. Die individuelle Zuwendung ist die Chance im Tagesverlauf, das einzelne Kind in seinen Bedürfnissen, Fähigkeiten und Interessen sorgfältig und liebevoll wahrzunehmen. Die Kinder erfahren über den intensiven Körperkontakt Nähe, Achtung und Geborgenheit. Wir achten gewissenhaft darauf, dass jedes Kind nur von einer Person seines Vertrauens gewickelt wird, die das Kind immer wieder neu bestimmen kann. Wir begleiten das Tun mit Worten, um dem Kind Orientierung und Sicherheit zu geben. Feinfühliges Eingehen auf das Kind ist die Grundlage unserer Beziehung. Außerdem wollen wir dem Kind ermöglichen, in seine Selbstständigkeit hineinzuwachsen. Sei es durch das Klettern auf den Wickeltisch aus eigener Kraft, das tatkräftige Unterstützen und Mithelfen beim Wickeln oder die Entscheidung die Toilette zu benutzen. In aller Ruhe werden diese Prozesse von uns begleitet und unterstützt.
Schlaf – und Ruhezeiten
Der Schlaf ist ein Grundbedürfnis des Menschen, dessen Befriedigung maßgeblich zu seinem Wohlbefinden beiträgt. Damit das Gelingen kann, ist es wichtig, dass ein Kind Vertrauen entwickeln konnte in die Personen, die in den Schlaf begleiten, sowie in die räumliche Umgebung. Das Einhalten von immer gleichen Ritualen hilft sehr dabei.
Besonders deutlich wir dieser Prozess am Anfang eines jeden Krippenjahres: wenn das Kind in der Krippe schläft, ist die Eingewöhnung in der Regel abgeschlossen.
Wir finden es wichtig, dass auch das Zu-Bett-Bringen und Einschlafen ein aktiver, selbstbestimmter Prozess für die Kinder ist. Sie sollen selbst ihren Rhythmus finden und so ein Gespür für ihren Körper und dessen Signale entwickeln.
Während des Schlafes verarbeitet das Kind Reize und Erlebnisse. Körper und Geist entspannen sich und das Kind startet mit neuer Energie in die zweite Tageshälfte. Zusätzlich ist der Schlaf wichtig, weil Kinder im Schlaf lernen: Auf neuronaler Ebene wird alles Wahrgenommene nachverarbeitet. Neu erlernte Fähigkeiten und Fertigkeiten setzen sich und stehen so später als Kompetenzen zur Verfügung.
Nach dem Mittagessen werden die Kinder gewickelt und machen sich fertig zum Schlafen: Die älteren Kinder ziehen sich selbst aus, die Jüngeren erhalten die Unterstützung, die sie brauchen. Wenn alle für die Schlafenszeit vorbereitet sind, findet ein kurzer Kreis statt. Hier werden die Schnuller, Tücher, Kuscheltiere und alles, was zum Schlafen benötigt wird, verteilt. Dann wird ein Schlaflied gesungen und alle gehen in den Schlafraum. Der Raum ist nur leicht abgedunkelt; zum einen, weil manche Kinder Angst im Dunkeln haben, zum anderen, weil die Kinder so lernen können, den kurzen Tagesschlaf vom langen Nachtschlaf zu unterscheiden. Jedes Kind hat einen festen Schlafplatz, der von uns mit Matratze, Laken und Decke bestückt wird. Kissen oder Schlafsack können gerne von zu Hause mitgebracht werden. Über jeder Schlafstätte hängt ein Bild des Kindes.
Alle pädagogischen Fachkräfte begleiten den Übergang vom Wachsein in den Schlaf. Während der gesamten Schlafzeit ist eine Person bei den Kindern.
Auch Kinder, die gar nicht mehr oder gelegentlich nicht mehr schlafen, gehen mit in den Schlafraum. Auch sie haben einen festen Platz zum Ausruhen, aber sie ziehen sich nicht aus und gehen mit den pädagogischen Fachkräften wieder nach unten, wenn die anderen Kinder eingeschlafen sind. Im Gruppenraum können sie dann noch etwas kuscheln oder anderen ruhigen Tätigkeiten, wie Malen, Lesen oder Kneten nachgehen.
Kein Kind muss schlafen, wenn es nicht müde ist. Aber es wird auch kein Kind wachgehalten, das uns deutlich zeigt, dass es schlafen möchte. Während der Zeit der Umstellung des Schlafrhythmus sind wir besonders auf einen vertrauensvollen Austausch mit den Eltern angewiesen. Wir sind bestrebt gemeinsam zufriedenstellende Lösungen für die ganze Familie zu finden. Aber grundsätzlich wird kein Kind vor einer angemessenen Zeit geweckt.
Auch außerhalb der festen Schlafzeit nach dem Mittagessen haben die Kinder Möglichkeiten sich zurückzuziehen und sich auszuruhen. Es gibt neben dem Schlafraum verschiedene Orte zum Schlafen oder Ausruhen: Fensterbänke, Höhlen, Körbchen, Matratzen in Nischen.